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Wien - Marathon 2006

7.5.2006 Wien - Marathon 42,2 Km

 

Vorher

Ich bin bereits Freitag angereist, um mich in Ruhe auf den Lauf einzustimmen. Auf der Marathon-Messe war nicht sehr viel los und ich bekam meine Unterlagen relativ schnell. Das in der doch happigen Startgebühr von 50.- € kein T-Shirt o.ä. enthalten ist, hat mich doch etwas geärgert. Das T-Shirt zum Lauf sollte nochmal 25.- € extra kosten. Naja. Am Freitag war es heiß in Wien. So um die 28 C. Samstag war es ebenfalls warm und ich ging ein wenig shoppen. Hier lernte ich eine Gruppe Läufer aus meiner Gegend kennen. Gegen Nachmittag kam dann ein kühler Wind auf und es begann zu regnen. Vorher war ich aber noch kurz im „Belvedere-Garten“ traben. Eine kleine 3-Km-Runde durchs Grün. Nachdem die heftigen Regenschauer abgeklungen waren, habe ich es mir in einem Restaurant namens „EGO“ schmecken lassen. Ein echter Tip! Ich genoß vorab leckeres Olivenbrot mit Bärlauchbutter, danach ein „Mousse vom Räucherfisch“ und anschließend „Papardelle mit Garnelen“. Dazu gab es 1 Liter „Almdudler-Schorle“. Sonntagmorgen saß ich mit 4 anderen Läufern früh um 7:00 Uhr beim Frühstück im Hotel. Ich mixte mir anschließend meine Getränke. Dann lief ich das Stück zur U-Bahn und fuhr zur Station „Kagran“. Dort gab ich meinen Kleidersack ab und ging dann zum Startbereich. Hier schaute ich mich ein wenig um und lief mich dann etwas warm. Der Startbreich war der Länge nach geteilt. Rechts waren offenbar die Startblöcke für die Elite und die Starter mit Bestzeit unter 4:00 Stunden. Links startete der Rest. Kurz vor dem Start traf ich zunächst den Inhaber vom „In-Team“-Laufladen in München und anschließend noch Susanne und Klaus Bredl, mit denen ich 2002 gemeinsam meinen ersten Marathon in München bestritten habe.

Der Lauf

Als der Startschuß fiel, war ich ziemlich ruhig. Da das Wetter fast ideal war (ca. 14 C und bewölkt), hatte ich mir eine Zeit unter 4:00 Stunden zum Ziel gesetzt. Wobei ich dieses Ziel bei Problemen sofort gekippt hätte. Schließlich ist es ein Trainingslauf als Vorbereitung auf den Rennsteig-Lauf in 14 Tagen. Für mich war es unverständlich, daß die Läufer in den Startblöcken der langsameren Läufer bereits loslaufen konnten und wir noch standen. Egal. Ich erreichte dann auch die Startlinie und trabte los. Es ging über die Reichsbrücke und am anderen Ufer schlug ich mich gleich in die Büsche. Danach reihte ich mich in die Läuferschar ein und versuchte mein „Wohlfühl-Tempo“ zu finden. Nach 2 Km war ich mit etwa 5:35 Min./Km unterwegs und ich beschloß, daß ich dabei bleiben wollte. Hinter dem Praterstern wurden die beiden Läuferfelder zusammengeführt und nun hatten wir eine Menge langsamere Läufer vor uns. Abgesehen davon, daß die Hauptallee sowieso schon recht schmal ist, kam es hier zu erheblichen Behinderungen. Ich vermied hektisches Überholen und fügte mich einfach meinem Schicksal. Die ersten 5 Km waren mit 28:15 Min. auch am Ende die langsamsten im ganzen Rennen. Damit war ich aber auch zufrieden. Nun war aber auch die Sonne da und ich fing ziemlich an zu schwitzen. Ich entschloß mich dazu, mein dünnes Unterziehshirt auszuziehen. Außerdem legte ich mein Halstuch ab. Das Tempo nahm ich jedoch nicht zurück. Langsam konnte ich freier Laufen und ich begann den Lauf zu genießen. Bei Km 10 stoppte ich 55:53 und war zufrieden. Nach 11 Km alles OKDas waren 27:38 Min. für die zweiten 5 Km. Beim Getränkestand griff ich das erste Mal beim Wasser zu. Leider waren es Plastikbecher, die man nicht so gut knicken kann. Egal. Etwa bei Km 11 bekam ich eine Flasche gereicht und konnte mein Halstuch und das Shirt abgeben. Nun ging's auf die linke Wiener Zeile und die Sonne kam schräg von vorne. Nur Häuser und Asphalt. Zum Glück schoben sich jetzt langsam wieder Wolken vor die Sonne und es kühlte ab. Zuschauer waren hier praktisch kaum an der Strecke. Aber die Straße war schön breit und ich lief ziemlich ungestört. Mir ging es prima und das hohe Tempo machte mir keinerlei Probleme. Km 15 passierte ich nach weiteren 27:43 Min. und langsam begann ich mir Gedanken über eine mögliche Bestzeit zu machen. Aber ich kannte die Strecke nicht und wer weiß', was mich noch erwartet. Auf der Mariahilfer Straße wurde die Strecke etwas abwechslungsreicher. Allerdings musste man wegen den Straßenbahnschienen etwas aufpassen. Nun wurden auch die Zuschauer wieder mehr. Mittlerweile hatte ich mich auch daran gewöhnt, daß Staffelläufer unterwegs waren, die an den Übergabestellen das Läuferfeld rücksichtslos kreuzten und die frischen Läufer wie verrückt losrannten. In Wien laufen heißt: Gelassenheit lernen. Für die 5 Km bis zum Kilometer 20 habe ich 27:30 min. gebraucht. Das Tempo macht mir Spaß und nach einem Squeezy war die Welt in Ordnung. Für den Halbmarathon habe ich 1:57:05 gebraucht. Hochgerechnet wären das 4 Minuten unter meiner Bestzeit! Aber ich bin nicht in Euphorie ausgebrochen, sondern einfach meinen Stiefel gelaufen. Der Rythmus passt und mir ging es sehr gut. Natürlich haben sich langsam meine Waden gemeldet. Aber das kenne ich ja. Viel wichtiger war für mich, daß meine Zehen bisher keinerlei Probleme machen. Schließlich hatte ich mir ja vor 2 Wochen einen Zeh blau gelaufen. Leider klappte eine Getränkeübergabe nicht. Das störte mich nicht weiter, da ich ja 4 gefüllte „Handgranaten“ im Gürtel hatte. Nun steuerte ich alle Getränkestände an. Das Tempo behielt ich bei und brauchte (trotz Pinkelpause) nur 27:13 Min. bis zu Km 25. Nun begann ich bei jedem Kilometerschild zu rechnen. Wie langsam durfte ichBei Km 41 werden um unter 3:58:02 zu bleiben? Schließlich waren es ja nur noch 17 Km! Jetzt kam der unangenehmste Teil der ganzen Strecke. Ab Km 27 bis fast Km 39 hatte man Gegenverkehr durch die schnelleren, und nach der Wende duch die langsameren Läufer. Das ist ein echter Motivationskiller! Naja, mir ging es gut, auch wenn meine Beine nun öfter einmal protestierten. Aber etwa seit dem HM überholte ich ziemlich kontinuierlich und fühlte mich richtig gut. So langsam wurde mir klar, daß meine Bestzeit heute fallen würde. Bis Km 30 brauchte ich 27:23. Nun fing ich ganz langsam an mich auf die Bestzeit zu freuen. Aber ich hatte auch ein wenig Angst davor, daß ich mit dem Fuß umknicke oder mir ein ähnliches Mißgeschick passieren könnte. Daher lief ich sehr konzentriert. Kurz vor Km 35 zog ich mir noch ein Gel rein und spülte es am Getränkestand mit Wasser runter. Getränkestände gab es wirklich reichlich. Neben den offiziellen Ständen alle 5 Km, standen meistens genau dazwischen Stände von einem Getränkesponsor. Km 35 erreichte ich nach 27:25 Min. Nur noch 7 km! Ich war auf dem Heimweg. Also quälte ich mich die Schüttelstrasse entlang und sah bei Kilometer 38 den Besenwagen auf der anderen Seite. Die letzte Läuferin hatte gerade Km 28 absolviert. Aber sie lächelte! Ich versuchte nun das Tempo zu halten ohne es zu übertreiben. Das bescherte mir eine Zeit von 27:16 Min. bis 40 Kilometer. Nun konnte nichts mehr schief gehen. Endlich waren auch wieder Zuschauer an der Strecke und ich lief meinen Stiefel. Einen Schlußspurt verkniff ich mir, denn man soll sein Schicksal ja nicht herausfordern. Für die letzten 2,2 Km benötigte ich 12:20 Minuten und dann lief ich durchs Heldentor! Mit einer Zeit von sagenhaften 3:52:47 Stunden!!!

Danach

Im Ziel traf ich Susanne und Klaus Bredl wieder, die eine Minute vor mir ins Ziel gekommen waren. Somit konnte ich mein Glück gleich teilen. Über 5 Minuten unter meiner alten Bestzeit! Ich konnte es kaum fassen und war total happy. Mein Puls lag bei 165 Schlägen im Schnitt und damit noch niedriger als letztes Jahr in Berlin. Ich machte mich bald vom Acker, denn ich musste ja noch ein paar hundert Kilometer mit dem Auto fahren. Also ins Hotel getrabt, geduscht und ab nach Hause. Am Montag in der Früh genoss ich gleich eine Massage und der Ritt über den Asphalt hat meinen Muskeln etwas zugesetzt. Aber schon am Mittwoch konnte ich fast problemlos laufen.

Fazit: Die Organisation des Marathon war im Großen und Ganzen ok. Aber das einige Abschnitte 2 und 3 Mal durchlaufen werden, kann man verbessern. Wien ist wirklich groß genug! Auch die Staffeln haben teilweise ziemlich gestört. Die Läufer/innen haben sich manchmal sehr rücksichtslos verhalten und so andere Läufer behindert und gefährdet. Das Gedränge am Ausgang vom Zielbereich war gefährlich und die Ausschilderung im Start- und Zielbereich war ungenügend. Die Musik von Mozart, die kilometerlang auf der Hauptallee zu hören war, ist Geschmackssache. Mich und viele einheimische Läufer hat sie genervt.